Nach der Auflösung meiner Gazprom-Position habe ich nun wieder Geld, das investiert werden kann. Allerdings sind auch mein Dividendeneinkommen und meine Allokation im Bereich Rohstoffe/Energie stark gesunken. Um dieses Defizit wieder auszugleichen habe ich heute zwei Aktien gekauft, die in der aktuellen Situation meiner Meinung nach gut aufgestellt sind. Ich bin froh die beiden größten Rohstoffunternehmen der Welt gekauft zu haben – im nachfolgenden Artikel erläutere ich euch warum.
Die Unternehmen
Steckbrief BHP Group
WKN | 850524 |
Land | GB / Australien |
Branche | Rohstoffe / Bergbau |
Dividendenintervall | halbjährig |
Kennzahlen – Zielerreichung
Umsatzwachstum | 11 % (Ziel: > 5%) |
Div. Rendite | 8,7 % (Ziel: > 2,5 %) |
Div. Wachstum | 40 % (Ziel: > 7,5 %) |
Div. Quote | 91 % (Ziel: 25-75 %) |
Steckbrief Rio Tinto plc
WKN | 852147 |
Land | GB / Australien |
Branche | Rohstoffe / Bergbau |
Dividendenintervall | halbjährig |
Kennzahlen – Zielerreichung
Umsatzwachstum | 10 % (Ziel: > 5%) |
Div. Rendite | 11,9 % (Ziel: > 2,5 %) |
Div. Wachstum | 29 % (Ziel: > 7,5 %) |
Div. Quote | 74 % (Ziel: 25-75 %) |
Rohstoffe als Basis unseres Wohlstandes
Rohstoffe sind der Grundstein unserer Zivilisation. Es wird zwar viel getan, um die Ausbeutung unseres Planeten zu verhindern oder zumindest zu verlangsamen. Dennoch bedeutet der technische und technologische Fortschritt nicht direkt weniger Rohstoffbedarf. Im Gegenteil: Ohne Massen an Eisenerz und Kupfer gäbe es keinen Ausbau von erneuerbaren Energien, ohne Düngemittel auf Kali-Basis bräuchte man sehr viel mehr landwirtschaftliche Nutzfläche zur Ernährung der Weltbevölkerung, und so weiter…
Folgen von Putins Krieg in der Ukraine
Seit Putins Angriff auf die Ukraine wird hierzulande ein Rohstoff ausführlich diskutiert: Erdgas. Zurecht wird befürchtet, dass ein Ende der russischen Gaslieferungen schwerwiegende Folgen auf unser Leben und unsere Wirtschaft in Europa haben könnte. Dabei ist Russland auch bei anderen Rohstoffen ein global wichtiger Player: Eisenerz, Platin, Kupfer, Gold, Nickel und Aluminium. Bei Nickel hat Russland einen Marktanteil von fast 50 %, bei Palladium sind es über 40 %, bei Aluminium immerhin 26 %. Darüber hinaus beliefern russische Konzerne wie PhosAgro und Uralkali die Welt mit Düngemitteln und machen das Land dadurch zum Weltmarktführer dieses Rohstoffs.
Der Ausschluss eines wichtiges Exporteurs vom Welthandel dieser Rohstoffe sorgt also für einen wesentlichen Rückgang des Angebots dieser Rohstoffe. Man kann also davon ausgehen, dass die Preise durch die jüngsten Ereignisse weiter ansteigen sollten.
Preisentwicklung Eisenerz
Preisentwicklung Kupfer
Preisentwicklung Aluminium
Preisentwicklung Kohle
Die größten Rohstoffkonzerne der Welt
Mit den beiden australischen Schwergewichten habe ich darum die zwei größten Rohstoffkonzerne der Welt gekauft. Beide fördern weltweite Bodenschätze wie Eisen, Kohle, Aluminiumerz, Kupfer aber auch Uran, Kali oder Diamanten. Insbesondere am Eisenerzmarkt haben beide Unternehmen einen Bärenanteil, der jeweils auch den Großteil des Umsatzes liefert.
Umsatzverteilung BHP Group (Quelle: Aktienfinder.net)
Umsatzverteilung Rio Tinto (Quelle: Aktienfinder.net)
Die geförderten Rohstoffe werden grundsätzlich in entwickelten und wohlhabenden Ländern benötigt. Am größten ist der Bedarf allerdings in Ländern, die sich von einem Entwicklungs- oder Schwellenland zu einer Industrienation weiterentwickeln. Dadurch ist der Hauptabnehmer der Rohstoffe – wie ihr euch sicher denken könnt – sowohl bei BHP als auch bei Rio Tinto China, das für fast 2/3 des Absatzes verantwortlich ist.
Wirtschaftlich stehen beide Unternehmen aus meiner Sicht gut da: Die Verschuldung wurde konsequent reduziert und steht heute bei einer Quote von 13 % (Rio Tinto) bzw. 18 % (BHP).
In Scoring-Modellen schneiden die beiden Unternehmen sehr unterschiedlich ab:
BHP Group | Rio Tinto | |
DividendenFarm-Score (siehe oben) | 3/4 | 4/4 |
AAQS | 5/10 | 5/10 |
Traderfox-Qualitätscheck | 14/15 | 14/15 |
Dividendenadel | 2/4 | 2/4 |
Darstellung: Scoring-Ergebnisse für Anhui Conch Cement im Vergleich
Auf der anderen Seite weisen aber beide aktuell eine deutliche Unterbewertung auf. Laut dem Aktienfinder ist BHP aktuell nach Gewinn 30 % unterbewertet und gemessen an der Dividende sogar 32 %. Bei Rio Tinto liegt der aktuelle Kurs sogar 43 % nach Gewinn bzw. 37 % nach Dividende unter dem Fairen Wert.
Die Dividende
Die Gewinne sind stark abhängig von den Rohstoffpreisen, die am Weltmarkt ebenfalls starken Schwankungen unterliegen. Naturgemäß unterliegt daher auch die Dividende der beiden Konzerne starken Schwankungen, wächst langfristig gesehen aber auch deutlich. Darüber hinaus kann man sich in Jahren mit besonders hohen Gewinnen regelmäßig über Sonderdividenden freuen.
Nachfolgend ist der Dividendenverlauf der beiden Unternehmen und die dazugehörige Dividendenrendite dargestellt. Die Darstellungen sind wie so oft aus dem Aktienfinder, mit dem ich unterschiedliche Auswertungen der beiden Unternehmen machen durfte. Man sieht unter anderem, dass beide in regelmäßigen Zyklen sehr hohe Dividendenausschüttungen haben, die aber zeitweise auch wieder reduziert werden müssen. Dabei hat Rio Tinto aktuell die höhere Ausschüttung und in den letzten Jahren auch die konstantere Erhöhung aufzuweisen.
Die Dividendenhistorie von BHP Group
Darstellung: Dividendenhistorie + historische Dividendenrendite (Quelle: Aktienfinder.net)
Die Dividendenhistorie von Rio Tinto
Darstellung: Dividendenhistorie + historische Dividendenrendite (Quelle: Aktienfinder.net)
Zukunftsperspektive und Chancen
Steigende Rohstoffpreise
Die Chancen sehe ich wie einleitend beschrieben in dem wachsenden Bedarf an Rohstoffen, der sich in langfristig steigenden Rohstoffpreisen widerspiegelt. Die aktuellen Sanktionen gegenüber Russland könnten diese Steigerung nochmal beschleunigen und bereits kurzfristig zu sehr starken Preissteigerungen führen, was sich in den Gewinnen der beiden Unternehmen positiv darstellen sollte.
Die Rohstoffe der Zukunft
Eine weitere Chance sehe ich darin, dass sich die Unternehmen ihr Portfolio zukünftig auf andere Rohstoffe erweitern oder das vorhandene Angebot dort weiter ausbauen. Ein Beispiel hierfür wäre die Kaliproduktion, die eine wichtige Grundlage für den steigenden Nahrungsmittelbedarf darstellt. Die Preise sind dort seit Ausbruch des Krieges stark gestiegen, denn Russland und Weißrussland sind für 40 % des globalen Kalihandels verantwortlich. BHP hat hier bereits den ersten Schritt getan: Mit der Jansen-Mine in Kanada kann voraussichtlich ab 2027 mit der Förderung begonnen werden. Ein Ausbau der Produktionskapazitäten wäre also ein zusätzliches Standbein, das ohnehin einen Megatrend bedient: Die Nahrungsmittelkrise einer wachsenden Weltbevölkerung.
Risiken
Starke Abhängigkeit von Chinas Nachfrage
Aus den bereits dargestellten Umsatzverteilungen wird ersichtlich, dass das meiste Geld mit Eisenerz verdient wird. Eine Schlüsselrolle kommt damit China zu, das weltweit für die Hälfte des produzierten Stahls verantwortlich ist. Das bedeutet nun in Hinblick auf die Rohstoffpreise eine massive Abhängigkeit von der Wirtschaft und der Zukunftsstrategie eines einzigen Landes. Zu Problemen könnte das beispielsweise dadurch führen, dass China seine Stahlproduktion senken möchte um CO2-Emissionen zu reduzieren. Die Produktion des Rohstoffes war hier zuletzt für 15 % des Co2-Ausstoßes China zuständig.
Es ist also dringend erforderlich sich für die Zukunft besser aufzustellen und das Geschäft zu diversifieren – Beispielsweise durch den Ausbau der Kali-Produktion.
Der Kauf
Beide Aktien habe ich Ende Februar gekauft, nachdem ich die Unternehmen länger auf der Watchlist hatte. Beide sind nach dem Kauf weiter gestiegen, von daher bin ich sehr froh nicht länger gewartet zu haben 🙂 Meinen Einstieg bei BHP hatte ich 2021 bei 27 € also knapp 10 % unter dem jetzigen Kaufkurs.
Gekauft habe ich bei Rio Tinto die britische Aktie (Rio Tinto plc) und nicht die australische (Rio Tinto Ltd.), da hier bei der Auszahlung der Dividende (zumindest heute) keine Quellensteuer anfällt.
Kauf von BHP Group
Kauf von Rio Tinto
Fazit
Zusammenfassend bin ich sehr froh die beiden Unternehmen im Depot endlich aufgenommen bzw. nachgekauft zu haben. Die reduzierte Gewichtung des Rohstoff-Segmentes durch den Gazprom-Verkauf habe ich damit ausgeglichen und Rohstoff-Aktien machen dadurch wieder ca. 7,5 % meines Depots aus.
Die neuen Anteile zahlen dieses Jahr voraussichtlich 204 € Dividende (92 € BHP und 112 € Rio Tinto). Die «verlorenen» 225 € jährlicher Dividende von Gazprom sind dadurch fast ausgeglichen, wobei ich nach wie vor der Meinung bin, dass davon dieses Jahr wenig bis gar nichts bei mir angekommen wäre…
Ich bin gespannt wie sich die beiden Aktien in den nächsten Jahren entwickeln werden und natürlich bin ich auch gespannt auf euer Feedback!
Auswirkungen auf Portfolio
Land: | mehr Diversifikation |
Branche: | Erreichung des Zielwertes (7,5 % Rohstoffe) |
Dividendenrendite: | Über meinem Portfoliodurchschnitt |
jährliches Einkommen: | + 204 € |
monatliches Einkommen: | + 17 |
Aktuelle Position
BHP Group | |
---|---|
Anzahl Aktien | 72,00 |
Investition | 2.069 € |
Wert | 1.822 € |
Erhaltene Dividenden | 6,10% |
Performance | -11,95% |
Rio Tinto | |
---|---|
Anzahl Aktien | 20,65 |
Investition | 1.402 € |
Wert | 1.257 € |
Erhaltene Dividenden | 6,77% |
Performance | -10,33% |
DISCLAIMER
Keine Anlageempfehlung; Keine Gewähr für die Richtigkeit der dargestellten Informationen. Wie im Artikel geschildert, halte ich selbst Aktien vom beschriebenen Unternehmen. Ausführlicher Disclaimer: Hier
QUELLEN
Ich habe beide Unternehmen ebenfalls im Depot. Aus meiner Erfahrung kann ich dir sagen, dass du mit beiden Titeln sehr viel Spaß haben wirst – vor allem mit den Sonderdividenden.
Allerdings muss man sich immer darüber im Klaren sein, dass es sich um klassische Zykliker handelt. Seit meinen Käufen von BHP und Rio Tinto habe ich zwar noch keinen signifikanten Kursrückgang erlebt, mir ist aber bewusst, dass es einen geben wird. Ich habe mir vorgenommen, in diesem Szenario nicht zu verkaufen, sondern stattdessen aufzustocken.
Viele Grüße
Mike
Grüß dich, Mike! Danke für deine Meinung. Das mit dem Zyklus ist klar und angesichts der aktuell hohen Dividenden kann es schon sein, dass es hier wieder runter geht. Wenn es soweit ist, haben wir hoffentlich ein bisschen Cash zur Seite gelegt – Ich würde die Gelegenheit dann nämlich gerne nutzen um nachzukaufen 😬 Grüße Nils
Hallo, ich möchte meinen Rohstoffbestand erweitern, aber Australien hat 30%Quellensteuer, die man z.T. wegen DBA wieder zurückholen kann. Allerdings können dafür, neben dem Zusatzaufwand auch Gebühren entstehen, die dann höher als das zurück geholte Geld sein können. Wie sind deine Erfahrungen?
Viele Grüße