Den aktuellen Hintergrund des Verkaufs muss ich sicherlich nicht erläutern. Ich verkaufe Aktien in meinem Buy-and-Hold-Depot eigentlich nur im Ausnahmefall. Mit dem Angriff Putins auf die Ukraine ist so einer eingetreten, weshalb ich diese Woche meine Gazprom-Aktien verkauft habe.
Meine Gazprom-Position
Gekauft hatte ich die ADR der russischen Aktie in 2018 für 4,00 €, weil ich von der Bedeutung von Erdgas als Energieträger sehr überzeugt bin. Seitdem hat mir der russische Staatskonzern immerhin 377 € überwiesen und war aufgrund seiner hohen Dividendenrendite der drittgrößte Dividendenzahler im Depot. Obwohl Gazprom nur 1,5 % des Depots ausgemacht hat, kamen so ein Dividendeneinkommen von 225 € jährlich zu Stande.
Nur der Vollständigkeit halber nachfolgend die Gründe, die für einen Verkauf gesprochen haben:
- Russischer Staatskonzern: Gazprom steht wie vielleicht kein zweiter Konzern für die Russische Oberschicht, die mit Korruption und Unterdrückung in Russland an der Macht sind. Dabei ist auch Gazprom einer der Grundsteine vom Reichtum und Macht der Menschen, die den Angriff auf die Ukraine mittragen. Das Konglomerat rund im Gazprom ist zudem beispielsweise an Medienunternehmen beteiligt, die Putins Kampagne von Propaganda und Desinformation mittragen. So ein Unternehmen (oder ein anderes russisches Unternehmen) möchte ich nicht mehr im Depot haben.
- Eingetretenes Risiko: Die Aktien waren gemessen am Gewinn immer sehr günstig zu kaufen. Analog zu anderen russischen Aktien war hier ein enormes politisches (z.B. Verstaatlichung) und wirtschaftliches (z.B. Währungsverluste) Risiko eingepreist. Ich war immer der Meinung, dass dieses Risiko zu hoch bewertet ist und zukünftig sinken könnte, was sich in steigenden Kursen widerspiegelt. Was sich zunächst bestätigt hat, indem sich der Aktienkurs seit meinem Kauf mehr als verdoppelt hat, stellt sich nun als falsch raus. Das Risiko ist eingetreten.
- Fallende Gewinne: Die jüngsten Sanktionen werden direkt oder indirekt wahrscheinlich auch Gazprom treffen. Zwar wird es wahrscheinlich immer Abnehmer für russisches Gas geben – das Aus von NordStream 2 oder der Ausschluss von Swift wird wahrscheinlich (hoffentlich) auch Gazprom empfindlich treffen.
- SWIFT-Ausschluss: Durch den Ausschluss würde ich ohnehin keine Dividende mehr erhalten, da diese wahrscheinlich nicht ausgezahlt werden könnte. Da ich das ADR der Aktie im Depot hatte, könnte ich hier ein Verkauf bald nicht mehr möglich sein.
Der Verkauf
Am 24.02.2022, dem Tag der Invasion Putins in der Ukraine habe ich meine 500,00 Stk. der Gazprom ADR (WKN: 903276) verkauft.
Kauf/Kosten | 2.015 € |
Verkauf/Erträge | 2.114 € |
Gewinn | 99 € |
erhaltene Dividenden | 377 € |
Dadurch ergeben sich folgende Auswirkungen auf das Depot:
Depotwert | – 2.114 € |
Dividendeneinkommen (jährlich) | – 225 € |
Dividendeneinkommen (monatlich) | – 18,75 € |
DISCLAIMER
Keine Anlageempfehlung; Keine Gewähr für die Richtigkeit der dargestellten Informationen. Wie im Artikel geschildert, halte ich selbst Aktien vom beschriebenen Unternehmen. Ausführlicher Disclaimer: Hier
QUELLEN
Sehr konsequent, das finde ich gut.
Natürlich könnte man auch den Kauf kritisch beleuchten, aber ich bin ich der Tabakindustrie investiert, was auch nicht gerade ein leuchtendes Positivbeispiel ist 😉
Viel Erfolg beim weiteren Investieren
&
Viele Grüße,
MrTott
Dankeschön. Damit hast du natürlich völlig recht. Als ich geboren wurde, war der kalte Krieg schon vorbei – ich konnte mir die aktuelle Aggression seitens Russland einfach nicht vorstellen. Daraus lernt man aber auf jeden Fall als Mensch und Investor *schielt zu China-Aktien im Depot* 😅 Grüße Nils