Ich habe bei Aktien mehrere Schwächen: Immobilien, Healthcare, Wasserversorgung und Erneuerbare Energien. Bei allen vier Bereichen habe ich wahrscheinlich eher schon zu viele Aktien , als dass mein Portfolio perfekt ausgeglichen wäre. Allerdings kann ich manchmal einfach nicht widerstehen. So auch bei meinem letzten Kauf: dem spanischstämmigen Energieversorger Iberdrola.
Das Unternehmen
Steckbrief
WKN | A0M46B |
Land | Spanien |
Branche | Versorger |
Dividendenintervall | halbjährig |
Kennzahlen – Zielerreichung
Umsatzwachstum | 1,08 % (Ziel: > 5%) |
Div. Rendite | 3,5 % (Ziel: 2,5 %) |
Div. Wachstum | 27 % (Ziel: 7,5 %) |
Div. Quote | 70 % (Ziel: 25-75 %) |
Ein neues Zeitalter hat begonnen: Die größten Stromerzeuger der Welt sind heute grüne Konzerne oder auf dem Weg dorthin. Nach NextEra Energy (Platz 2) und RWE (Platz 8) kommt nun der drittplatzierte Riese Iberdrola ins Depot.
Das spanische Unternehmen mit Sitz in Bilbao verdient sein Geld mit Erzeugung, Vertrieb und Verteilung und Strom und Gas. Auch wenn ein großer Teil der Kunden in Spanien sitzt, ist der Konzern genauso wie die anderen Schwergewichte der Branche weltweit diversifiziert. Die Hälfte der erzeugten Energie wird außerhalb Spaniens erzeugt und stammt nicht nur aus Europa, sondern auch aus Anlagen in den USA, Mexiko, Brasilien und Australien.
Mit 38 Milliarden (2021e) macht Iberdrola beinahe den 3-fachen Umsatz von RWE. Das Wachstum des Umsatzes hat in den letzten Jahren zwar etwas an Dynamik verloren, und liegt dabei unter meinem selbst gesteckten Ziel von 5 % jährlichem Umsatzwachstum. Durch die geplanten Investitionen und bereits in Umsetzung befindlichen Projekte sollte das Wachstum hier in Zukunft allerdings wieder mehr Fahrt aufnehmen, weshalb über über dieses Manko hinwegsehe. Alle anderen Kriterien sind erfüllt.
Verteilung des Gewinns nach Geschäftsbereichen
Ungefähr die Hälfte des Gewinns erhalten die Spanier aus dem Betrieb der Stromnetze. Gerade der Strom aus der Offshore Windkraft wird oft nicht dort erzeugt, wo er gebraucht wird. Ein entscheidender Faktor der Energiewende ist daher der Ausbau der Stromnetze. Für die Eigentümer der Netzinfrastruktur bedeutet das auch einen konstanten Cashflow und planbare Investitionen. Und für die Eigentümer wie Iberdrola stellt es zum einen eine Eintrittsbarriere gegenüber der Konkurrenz dar, oder eine Chance an diesen mitzuverdienen.
Darstellung: Aufteilung des Gewinns nach Geschäftsbereichen
Die andere Hälfte des Gewinns stammt aus der Erzeugung und dem Vertrieb von Energie aus Gas, Kernkraft und erneuerbaren Energien. Der letztgenannte Bereich weist sowohl beim Umsatz als auch dem Gewinn das mit Abstand größte Wachstum auf.
Über 70 % des erzeugten Stroms stammt aus erneuerbaren Energien
Bereits zu Anfang der 2000er Jahre hat Iberdrola damit begonnen den Konzern auf erneuerbare Energien umzustellen. Heute macht die Kapazität von 35.000 MW erneuerbarer Energien einen Großteil des verkauften Stroms aus und die Spanier damit zu einem der größten Erzeuger grüner Energie weltweit. Die schmutzige Produktion von Kohlestrom hat Iberdrola vor ein paar Jahren mit der Schließung der letzten Kraftwerke komplett eingestellt. Bis 2025 sollen die Kapazitäten durch weitere Investitionen bereits auf 60 Gigawatt steigen, bis 2030 auf 95 Gigawatt. Besonders die Windkraft nimmt eine führende Rolle im Portfolio ein und macht Iberdrola zum größten Erzeuger aus Windkraft der Welt.
Darstellung: Aufteilung der verfügbaren Stromkapazitäten nach Erzeugungsart
Die Dividende
Die Dividendenzahlung wurde die vergangenen 6 Jahre angehoben, wobei der Konzern eine Ausschüttungsquote von 65 – 75 % anpeilt. Das Dividendenwachstum der letzten 5 Jahre von 27 % ist für einen Versorger aus meiner Sicht mehr als ordentlich. Die Ausschüttung erfolgte in den letzten Jahren halbjährlich im Februar und August.
Aber dabei gibt es eine Besonderheit, denn man kann aus 3 Arten der Dividendenzahlung wählen:
- In Form von weiteren Aktien – soweit man nichts anderes angibt ist das der Standard
- Indem man die Bezugsrechte aus (1) am Markt für Geld verkauft
- als Cash-Dividende, die durch Iberdrola vorher festgelegt wurde
Zum Aufbau der Position finde ich es ziemlich praktisch, automatisch Aktien zu erhalten und werde zunächst die erste Option wählen. Damit spare ich mir wahrscheinlich leider nicht die Kapitalertragssteuer, aber zumindest die Ordergebühren.
Darstellung: Dividendenhistorie Iberdrola
Die Dividende in Höhe von 40 cent ergibt aktuell eine Rendite von 3,5 %. Für die nächsten Jahre wird weiterhin mit einer Dividendenuntergrenze von 0,40 € bis 2022 bzw von 0,44 € bis 2025 geplant, was zum aktuellen Kurs einer Dividendenrendite von 3,9 % entspräche.
Zukunftsperspektive und Chancen
Klimaneutralität als erklärtes politisches Ziel
Die Europäische Union hat mit ihren Green Deal ihr ambitioniertes Ziel bekräftigt die CO2-Emissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken. Durch eine Reihe von Maßnahmenpaketen werden in allen Bereichen unserer Gesellschaft emissionsarme Technologien gefordert und gefördert.
Das in Deutschland verabschiedete Gebäudeenergiegesetz fordert beispielsweise vermehrt klimaverträgliche Lösungen beim Hausbau. Statt bisher über Öl- oder Gasheizungen sind daher eine heute bevorzugt gewählte Alternative eigene Wärmepumpen, die im Gegensatz zu konventionellen Heizungen mit Strom betrieben werden und den Strombedarf von Haushalten in Deutschland erhöhen.
Die Stromnachfrage wird deutlich ansteigen. Bis 2030 rechnen wir mit einem Plus von rund einem Viertel.
Max Gierkink, Energiewirtschaftliches Institut an der Universität Köln (Quelle: Handelsblatt.com)
Durch die vermehrte Förderung der Elektromobilität ergibt sich allein im Verkehrsbereich ebenfalls eine steigende Nachfrage. Der Sektor, der bisher sogar eine Steigerung der Emissionen verzeichnet, soll durch den Aufbau eines Ladenetzes ebenfalls zur Zielerreichung beitragen.
Im Bereich der Industrie kann der massive Energiebedarf nach Meinung vieler Experten nur durch den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur und eines dazugehörigen Angebotes der Energie gedeckt werden. Die Herstellung des grünen Wasserstoffs ist allerdings sehr stromintensiv. Des Weiteren werden Unternehmen neben dem Umstieg auf Wasserstoff auch auf direkt strombetriebene Anlagen umsteigen. Beides steht für eine zukünftig steigende Stromnachfrage durch die Emissionsreduktion der Industrie.
Fazit
Durch die Elektrifizierung des Verkehrs, der Haushalte sowie der Industrie wird der Stromverbrauch in den nächsten Jahrzehnten voraussichtlich stark wachsen. Insbesondere Anbieter von klimafreundlichem Strom sollten davon profitieren – wobei Iberdrola hier bereits heute zu den Vorreitern gehört. Bei Windkraftanlagen ist sowohl noch reichlich Ausbaupotential, als auch eine wirtschaftliche Erzeugung gegeben – und Iberdrola ist hier heute der größte Anbieter.
Risiken
Der Markt für grüne Energie wird auch für viele andere Player interessant. Neben Ölkonzernen wie Shell wollen auch Nicht-Energiekonzerne wie beispielsweise Shell ihren Strombedarf über eigene Projektentwicklungen sichern. Den etablierten Energieriesen wie Iberdrola droht damit mehr Konkurrenz, das sich zukünftig vielleicht auch in einem härteren Preiskampf widerspiegeln kann.
Neben großen Konzernen ist ein weiterer Konkurrent für den Stromverkäufer – der Konsument selbst. Während die Hürden für ein eigenes Kohle- oder Atomkraftwerk im Keller aktuell eher hoch sind, kann man sich bereits jetzt eine PV-Anlage auf das Dach setzen. Auch andere Arten der Eigenstromerzeugung wie Blockheizkraftwerke werden gefördert und sind daher auf dem Vormarsch. Die Verbraucher werden im Zuge der Energiewende daher zunehmend unabhängiger von den großen Energielieferanten. Das bedeutet für Iberdrola, dass auch hierdurch die Gefahr eines stärkeren Preisdrucks bzw. einer sinkenden Nachfrage droht.
Der Kauf
Die Aktien habe ich zu einem Einstandskurs von 11,18 € gekauft. Bei einem KGV (2021e) von ca. 12 ist das für mich auch nicht zu teuer eingekauft. Sollte der Kurs nochmal deutlich fallen werde ich versuchen meine Position im Unternehmen zu vergrößern.
Auswirkungen auf Portfolio
Land: | mehr Diversifikation |
Branche: | leichte Überschreitung des Zielwertes |
Dividendenrendite: | Über meinem Portfoliodurchschnitt |
jährliches Einkommen: | + 40 € |
monatliches Einkommen: | + 3,33 € |
Aktuelle Position
Iberdrola | |
---|---|
Anzahl Aktien | 139,87 |
Investition | 1.531 € |
Wert | 1.915 € |
Erhaltene Dividenden | 4,24% |
Performance | 25,06% |
DISCLAIMER
Keine Anlageempfehlung; Keine Gewähr für die Richtigkeit der dargestellten Informationen. Wie im Artikel geschildert, halte ich selbst Aktien vom beschriebenen Unternehmen. Ausführlicher Disclaimer: Hier
QUELLEN
https://www.iberdrola.com/wcorp/gc/prod/en_US/inversores/docs/Factbook_2021.pdf
https://www.bloomberg.com/graphics/2020-renewable-energy-supermajors/
Weißt Du, wie das mit spanischen Quellensteuer aussieht? Sowohl mit der vom spanischen Staat einbehaltenen als auch mit der vom deutschen Staat dann angerechneten Quellensteuer. Ist das so bequem wie bei den US Aktien oder muss man dann selber tätig werden und sich die Differenz beim spanischen Staat zurückholen
Hi Carsten, gute Frage da bin ich auch noch gespannt 😄 Ich rechne damit, dass 19% Quellensteuer anfallen, wovon 15% angerechnet werden in DE. Grüße Nils
Das geht ja dann noch. Auf die vier Prozent kann man zur Not verzichten. Du wirst es ja im Juli sehen.
Bei einigen Staaten geht es ja recht einfach, sich die Differenz zurückzuholen. Bei anderen scheint es zum einen lange dauern und man braucht Formulare.
Ein Grund warum ich zum Beispiel auf kanadische Einzelaktien meide, obwohl es da paar geben würde, die ich gerne kaufen würde. Das gleiche gilt für französische Aktien.
Ich finde deinen Blog übrigens sehr gut. Es sind dann manchmal paar Exoten dabei, die immer ein Blick wert sind.
Vielen Dank 🙂 Ja geht mir genauso. Kanada und Frankreich macht aktuell wegen der Quellensteuer keinen Spaß, obwohl es interessante Unternehmen gibt die ich gerne hätte… Hab nur bei Veolia eine Ausnahme gemacht 😁
Hallo,
mich würde interessieren, ob es wirklich eine Wahl bezüglich der Dividende gab.
Interessiere mich auch für die Aktie. Angeblich gibt es bei manchen Brokern kein Wahlrecht und die Dividende wird einfach in Form von Aktien eingebucht…
LG
Doch, ein wahlrecht hat man schon. Aber mir ist aufgefallen, dass, wenn man die aktien dividende waehlt, dann wird keine spanische QS abgezogen
Guten Morgen, mich würde interessieren, wie du die Lage rund um die neuesten Eingriffe des spanischen Staates siehst. Eine höhere Nachfrage nach erneuerbaren Energien nützt Iberdrola relativ wenig, wenn der Staat die Gewinne deckelt, um Endverbraucher nicht mit zu hohen Preisen zu konfrontieren. Seit der Ankündigung fällt der Kurs wie ein Stein. Ich überlege zu verkaufen, da hierdurch der ursprüngliche investmentcase nicht mehr intakt ist, würde mich aber über deine Meinung freuen.
VG Patrick